Internationaler Weltfrauentag - Evolution in den Aufsichtsräten, Revolution in den Mentalitäte

07.03.2016 17:43

Internationaler Weltfrauentag - Evolution in den Aufsichtsräten, Revolution in den Mentalitäte

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Der morgige Internationale Weltfrauentag ist Anlass für die ehemalige EU-Justizkommissarin Viviane Reding, Druck im Gesetzgebungsverfahren ihres 2012 vorgelegten Richtlinienvorschlags zur Frauenquote in Aufsichtsräten zu machen. Trotz positiven Votums im Europäischen Parlament, wird der Vorschlag derzeit im Rat durch eine Reihe von Mitgliedstaaten blockiert. Auch die Europäische Kommission scheint die Initiative nicht mehr mit Nachdruck zu verfolgen.

Reding bedauerte, dass die Europäische Kommission ihren Vorschlag derzeit nicht mit ausreichendem Druck verfolgt. Mit Blick auf die deutsche Blockadehaltung sagte sie: "Es liegt ein großzügiger Kompromissvorschlag vor, der Deutschland eine Brücke baut. Wo aber bleibt der Druck der Kommission, damit Deutschland eben diese Brücke nutzt?" Reding forderte auch Rechenschaft von den Mitgliedstaaten: "Der Weltfrauentag ist ein symbolischer Tag, an dem schöne Reden gehalten werden. Ich möchte von den Bremsern im Rat aber wissen, warum sie an den anderen 364 Tagen des Jahres ein Projekt, das gut für die Frauen und gut für die europäische Wirtschaft ist, blockieren." Sie erinnerte daran, dass gerade in einer Blockadephase die Kommission proaktiv sein müsse. "Ich hoffe, dass die derzeitige Ruhe kein Zeichen dafür ist, dass man über das Fallenlassen des Vorschlags nachdenkt. Es kommt nicht in Frage, dass der Vorschlag, wie jüngst die Mutterschaftsurlaubsrichtlinie, zurückgezogen wird. Wir brauchen Fortschritt, nicht Rückschritt." so Reding.

Trotz dieses wenig zufriedenstellenden politischen Kontexts hob Reding auch die positiven wirtschaftlichen Entwicklungen hervor: "Die Frauenquote ist kein Selbstzweck. Sie ist dazu da, die gläserne Decke einzureißen. Erste Risse kann man bereits sehen. Wir haben eine Evolution in der Zusammensetzung der Aufsichtsräte, und eine Revolution in den Mentalitäten." Obwohl der Gesetzesvorschlag noch nicht beschlossen wurde, entfaltet er bereits Wirkung. Der Frauenanteil in den Leitungsorganen börsennotierter Unternehmen ist deutlich gestiegen. Im Oktober 2015 stellten Frauen im EU-Durchschnitt 23% der Mitglieder von Leitungsorganen, 2010 waren es lediglich 12 %. Die beinahe Verdopplung ist ein wichtiger Fortschritt. Die Zunahme wird vor allem durch nationale Gesetze, die im Geist der Richtlinie verabschiedet wurden, getragen. So legte der Frauenanteil in Frankreich im gleichen Zeitraum um 24 Prozentpunkte auf 36 %, in Italien um 24 auf 29 % und in Deutschland um 13 auf 26 % zu. "Noch sind wir von der Zielmarke 40% weit entfernt. Aber die Richtung stimmt." so Reding abschließend.

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